Das hypoaktive Kind

Das hypoaktive Kind (Träumer) ist das Gegenteil vom hyperaktiven Kind (Zappelphillipp).

Die hyperaktiven Kinder fallen sofort jedem auf, die Träumer bleiben meistens unentdeckt, aber leiden oft stärker.

 

Als Babys sind sie fröhlich, aber eigenwillig. Sie schlafen oft beim Essen ein und sind bei der Nahrungsmittelauswahl sehr wählerisch.

Als Kleinkind haben sie viele Ideen, machen ihren Mittagsschlaf lieber im Auto oder Buggy statt im Bett. Genau wie die hyperaktiven Kinder, lernen sie nicht aus Erfahrungen. Sie haben einen ausgeprägten Dickkopf und verzweifeln schnell, wenn ihre Wünsche nicht sofort erkannt werden. Da sie mit ihren Gedanken immer woanders sind, dauert die Sauberkeitserziehung länger.

Wenn zu viele Reize auf sie einprasseln, werden sie unruhig und lassen sich mit Worten nicht beruhigen. Manchmal können sie ganze Nächte durch schreien. Träumer haben eine feste Bezugsperson und folgen dieser auf Schritt und Tritt.

 

Im Vorschulalter wollen sie immer noch alles gemeinsam mit ihrer Bezugsperson machen. Sie hören immer wieder dieselben Lieder oder Geschichten. Sie versinken in ihrer eigenen Welt und bekommen so auch keine Anweisungen mit bzw. reagieren erschrocken auf direkte Ansprache. Sie haben Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen, weil sie vieles nicht mitbekommen und dadurch falsch, zu spät oder gar nicht reagieren. Das hat dann zur Folge, dass sie ausgelacht werden.

 

Als Schulkind werden die feinmotorischen Schwierigkeiten beim Schreiben sehr deutlich, die grobmotorischen beim Umgang mit Schulheften und Büchern. Eselsohren und Zettelchaos sind an Tagesordnung. Das Chaos in den Heften und im Ranzen spiegelt sich auch im Zimmer wieder. Die Träumer geben sich viel Mühe bei den Hausaufgaben, die aber stundenlang dauern. Sie werden schnell müde, haben keine Lust mehr, verstehen Aufforderungen nicht oder fragen die Aufgabenstellung mehrmals nach. Es ist sehr schwierig, ihnen Regeln zu erklären. Man kann stundenlang mit ihnen für die Schule üben und es bleibt nichts oder nur wenig hängen. Es sei denn, es interessiert sie etwas sehr stark, dann sind kreativ und phantasievoll.

 

Die Hypoaktiven Kinder sind sehr schwer zu diagnostizieren, weil sie nicht auffallen. Sie werden als dumm, faul, zu langsam, verträumt,… abgestempelt.

Sie leiden und ihre Eltern sind genervt.

Dabei sind diese Kinder sehr sensibel. Ein kurzer Blick oder ein Wort reicht aus, dass sie in Tränen ausbrechen und als Heulsuse oder Weichei bezeichnet werden.

Sie können Ihren Ärger aber auch herausschreien, völlig ausflippen und beleidigt sein. Sie können ihre eigenen Reaktionen und ihr Verhalten nicht einschätzen.

Eltern kommen an ihre Kinder oft nicht heran und stellen sich so manches Mal die Frage: „Warum erzählt er/sie nichts?“

Die Kinder leiden an Kopf- oder Bauchschmerzen, weil sie innerlich so angespannt sind. Sie können mit Lob und Kritik nicht umgehen, kauen an Fingernägeln oder Stiften. Bei manchen Kindern kommt der Tag, wo sie keine Lust mehr haben in die Schule zu gehen oder diese ganz verweigern, begleitet mit den Worten: “Warum soll ich da noch hin? Ich mache doch eh nichts richtig!“

Missgeschicke werden oft überbewertet. Das Kind kommt sich schlecht vor, schämt sich und hat fast dauernd ein schlechtes Gewissen. Je intelligenter ein Kind ist, je besser mogelt es sich durch die Schule.

Viele erleiden in der 3. oder 7. Klasse Schiffbruch, da dann die Anforderungen steigen.

Viele Träumer haben eine Lese- oder Rechenschwäche und emotionale Störungen.

 

Wie kann ich einem hypoaktiven Kind helfen?

Erst einmal sollte man seine eigene Einstellung ändern und sich nicht über die Trödelei und Vergesslichkeit ärgern.

Ständige Ermahnungen machen das Kind noch angespannter und unsicherer.

Eindeutige und klare Strukturen geben Sicherheit.

Träumer profitieren von Ermutigungen.

Den Kindern hilft ein Mix aus rechtzeitigen Ankündigungen, Kontrolle und eine große Portion Geduld.

Oft ist es hilfreich, Unterstützung anzunehmen, um einfach einmal über die Situation zu sprechen oder um gezielte Wege zu erarbeiten, die das Zusammenleben einfacher machen.